Der Sandriese und andere märchenhafte Geschichten
Bild: © Harry Schönberg - Das Königreich Omarien ist von einer wandernden Sanddüne bedroht. Ratlose Ratgeber... Doch ein Wunder geschieht, und alle können sich glücklich den Sand von den Kleidern klopfen. "Der Sandriese" und sieben weitere märchenhafte Geschichten stammen aus einer losen Reihe des RIAS-Kinderfunks Berlin, die seit Silvester 1955 bis Ende der sechziger Jahre von Joachim Schiller geschrieben wurde. Alle Märchen wurden für die Buchausgabe überarbeitet und mit zahlreichen humorvollen Illustrationen von Harry Schönberg aus Finsterwalde versehen. Weitere Titel lauten: "Sebastian, der Regenmacher", "Otto, der Klabautermann", "August Amadeus Fischmoll", "Das Fräulein mit dem erhobenen Zeigefinger", "Professor Schote und die Heinzelmännchen", "Einhunderttausend Taler" und "Der Königreichschlucker". Ein Vorwort der langjährigen Chefredakteurin, die damaligen Sendetermine sowie zwei originelle Hörerbriefe runden das märchenhafte Leseerlebnis ab. Ein Buch zum Vorlesen oder Selberlesen für kleine und große Menschen ab 8 Jahre.
Die Entstehung des Märchenbuches beschrieb der inzwischen verstorbene Autor in seinen autobiografischen Skizzen folgendermaßen: "In den Semesterferien [des Jahres 1955] begann ich mit der Arbeit an einem Roman, in dem zunächst Kindheit und Jugend einer Gestalt dargestellt werden sollte, die mit mir nicht identisch, aber doch „verwandt“ war. Die Sache ging auch recht zügig voran, litt allerdings unter einem Mangel. Der Stil orientierte sich an Romain Rolland und Adalbert Stifter. Dennoch ergab sich schließlich aus der auf hundert Seiten angewachsenen Arbeit ein direkt ummünzbarer Gewinn. Als ich sie einer Reihe von Freunden vorlas, gab es bei einigen Szenen fröhliches Gelächter, das mich erst irritierte, dann aber auf eine Idee brachte. Die Szenen schilderten kleinere, meist durch Situationskomik herausfallende Abenteuer und Erlebnisse des heranwachsenden Jungen. Diese Geschichten gewannen, für sich genommen und entsprechend sinnvoll erweitert, eine gewisse inhaltliche und stilistische Qualität. Mein Ziel war es, den Kinderfunk für sie zu interessieren.
Schließlich folgte ich aber doch einem anderen Einfall, der mir als "Einstieg" noch geeigneter schien. Es war die Geschichte vom "Karpfen Kullerauge", die ich zusammen mit einer anderen dem RIAS-Kinderfunk schickte. Die Redakteurin [und spätere Chefredakteurin Renate von Gebhardt] lud mich schon wenige Tage später zu einem Gespräch ein. Den "Karpfen Kullerauge" nahm sie - bei nur wenigen Änderungen - für Sylvester 1955 in das Programm auf, den anderen Viertelstundentext musste ich noch kürzen. So war ich plötzlich zum Autor des Kinderfunks geworden. Es folgten noch viele Geschichten, Hörspiele und schließlich auch Märchen - sei es viertelstündig oder halbstündig - , die nach und nach auch von den meisten westdeutschen Sendern übernommen oder selbst produziert wurden. Reichtum war damit nicht zu erwerben, aber zum einen empfand ich beim Schreiben viel Vergnügen, und zum anderen gab es doch - zumal bei Übernahmen oder Neuproduktionen durch andere Rundfunkanstalten - erfreuliche zusätzliche Einnahmen. Existenzgrundlage blieb allerdings das aus dem Lastenausgleich gezahlte Stipendium."
Das Romanfragment und die Geschichten ließ der 25-jährige Autor mit einigem Bangen dem Historiker und Publizisten Golo Mann zugehen, mit dem ihn seit 1952 eine Freundschaft verband. Beide kamen jedoch bei einer Wanderung am Schweizer Säntis überein, den Roman zunächst im Versuchsstadium zu belassen, "zumal das Studium kaum mehr Zeit ließ. Und dann sei mir ja auch die Idee mit den Geschichten für den Kinderfunk gekommen, der ich - schon aus ökonomischen Gründen - nachgehen wollte. Das fand er gut. Meine Einsicht wohl auch."
Mit großer Spannung erwartete Joachim Schiller schließlich die Erstsendung seines "Karpfen Kullerauge": Die Sendung "war in der Rundfunkzeitschrift mit einem hübschen kleinen Bild angekündigt. Vorgelesen wurde sie, das weiß ich noch genau, von Emil Suhrmann, der ein sehr beliebter Sprecher war. Natürlich war ich ebenso stolz wie glücklich. Von da ab lieferte ich im RIAS in unregelmäßigen Abständen neue Manuskripte ab, die meist angenommen wurden. Dann erhielt ich auch das eine oder andere Buch, das mir als Vorlage für Lesetexte oder Hörspiele diente, u. a. ein Abenteuerbuch "Kapitän Bontekoes Schiffsjungen", das den Stoff für vier oder fünf Folgen lieferte und von der Hörspielredaktion mit großer Begeisterung inszeniert wurde. Damit setzte dann auch die Übernahme von Sendungen durch andere Rundfunkanstalten [z. B. WDR und SWF] ein, die auch höhere Honorare zahlten. So war ich durch diese Arbeiten zwar nicht wohlhabend geworden, aber meine bisher doch bescheidenen Verhältnisse hatten doch eine spürbare Aufbesserung erhalten. Später kamen dann noch Märchen als Textsorte hinzu, die ich Anfang 1995 überarbeitete. Vielleicht findet sich ein Verlag."
Im erhalten gebliebenen Briefwechsel riet Golo Mann dem jungen Autoren, sich zur Veröffentlichung seiner Geschichten an eine Spezialistin auf diesem Gebiet zu wenden: "Wegen Ihres Kinderbuches. Ich schlage Ihnen vor das Manuskript zu schicken an Mrs. Yella Lepman, Internationale Jugendbibliothek, München, Kaulbachstr. 11a. Mit einem kleinen Brief, in welchem Sie sich auf mich berufen. Ich schreibe der Donna in diesem Sinn. Sie hat keinen Verlag, ist aber der Spezialist in Jugendbüchern, und ihre Stimme gilt bei den einschlägigen Verlagen etwas; wenn sie das Skript gelesen hat oder hat lesen lassen, so könnte sie Ihnen sicher Rat und, wenn sie d’accord ist, Empfehlung geben." (Brief an den Autoren vom 17. Juni 1956). Aus welchen Gründen dieser Vorschlag Golo Manns von Joachim Schiller nicht aufgegriffen wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. So vergingen fast 50 Jahre bis zur Veröffentlichung des Buches. Herausgeber ist der Sohn des Autoren, der mit den Geschichten seit seinen eigenen Kindertagen groß geworden ist.
In Finsterwalde wurde das Buch im Oktober im Rahmen einer ungewöhnlichen Lesung im Kreismuseum vorgestellt. Einige bekannte Bürger der Stadt, darunter Bürgermeister Johannes Wohmann und Karin Melzer, lasen Auszüge aus jeweils einem von ihnen ausgewählten Märchen vor. Dies geschah zum Vergnügen der zahlreichen Besucher mit einer großen Begeisterung der Beteiligten. Zusätzlich wurden die Original-Illustrationen von Harry Schönberg gezeigt.
Lesen Sie mehr über die Veranstaltung im Kreismuseum: Lausitzer Rundschau »
Die Entstehung des Märchenbuches beschrieb der inzwischen verstorbene Autor in seinen autobiografischen Skizzen folgendermaßen: "In den Semesterferien [des Jahres 1955] begann ich mit der Arbeit an einem Roman, in dem zunächst Kindheit und Jugend einer Gestalt dargestellt werden sollte, die mit mir nicht identisch, aber doch „verwandt“ war. Die Sache ging auch recht zügig voran, litt allerdings unter einem Mangel. Der Stil orientierte sich an Romain Rolland und Adalbert Stifter. Dennoch ergab sich schließlich aus der auf hundert Seiten angewachsenen Arbeit ein direkt ummünzbarer Gewinn. Als ich sie einer Reihe von Freunden vorlas, gab es bei einigen Szenen fröhliches Gelächter, das mich erst irritierte, dann aber auf eine Idee brachte. Die Szenen schilderten kleinere, meist durch Situationskomik herausfallende Abenteuer und Erlebnisse des heranwachsenden Jungen. Diese Geschichten gewannen, für sich genommen und entsprechend sinnvoll erweitert, eine gewisse inhaltliche und stilistische Qualität. Mein Ziel war es, den Kinderfunk für sie zu interessieren.
Schließlich folgte ich aber doch einem anderen Einfall, der mir als "Einstieg" noch geeigneter schien. Es war die Geschichte vom "Karpfen Kullerauge", die ich zusammen mit einer anderen dem RIAS-Kinderfunk schickte. Die Redakteurin [und spätere Chefredakteurin Renate von Gebhardt] lud mich schon wenige Tage später zu einem Gespräch ein. Den "Karpfen Kullerauge" nahm sie - bei nur wenigen Änderungen - für Sylvester 1955 in das Programm auf, den anderen Viertelstundentext musste ich noch kürzen. So war ich plötzlich zum Autor des Kinderfunks geworden. Es folgten noch viele Geschichten, Hörspiele und schließlich auch Märchen - sei es viertelstündig oder halbstündig - , die nach und nach auch von den meisten westdeutschen Sendern übernommen oder selbst produziert wurden. Reichtum war damit nicht zu erwerben, aber zum einen empfand ich beim Schreiben viel Vergnügen, und zum anderen gab es doch - zumal bei Übernahmen oder Neuproduktionen durch andere Rundfunkanstalten - erfreuliche zusätzliche Einnahmen. Existenzgrundlage blieb allerdings das aus dem Lastenausgleich gezahlte Stipendium."
Das Romanfragment und die Geschichten ließ der 25-jährige Autor mit einigem Bangen dem Historiker und Publizisten Golo Mann zugehen, mit dem ihn seit 1952 eine Freundschaft verband. Beide kamen jedoch bei einer Wanderung am Schweizer Säntis überein, den Roman zunächst im Versuchsstadium zu belassen, "zumal das Studium kaum mehr Zeit ließ. Und dann sei mir ja auch die Idee mit den Geschichten für den Kinderfunk gekommen, der ich - schon aus ökonomischen Gründen - nachgehen wollte. Das fand er gut. Meine Einsicht wohl auch."
Mit großer Spannung erwartete Joachim Schiller schließlich die Erstsendung seines "Karpfen Kullerauge": Die Sendung "war in der Rundfunkzeitschrift mit einem hübschen kleinen Bild angekündigt. Vorgelesen wurde sie, das weiß ich noch genau, von Emil Suhrmann, der ein sehr beliebter Sprecher war. Natürlich war ich ebenso stolz wie glücklich. Von da ab lieferte ich im RIAS in unregelmäßigen Abständen neue Manuskripte ab, die meist angenommen wurden. Dann erhielt ich auch das eine oder andere Buch, das mir als Vorlage für Lesetexte oder Hörspiele diente, u. a. ein Abenteuerbuch "Kapitän Bontekoes Schiffsjungen", das den Stoff für vier oder fünf Folgen lieferte und von der Hörspielredaktion mit großer Begeisterung inszeniert wurde. Damit setzte dann auch die Übernahme von Sendungen durch andere Rundfunkanstalten [z. B. WDR und SWF] ein, die auch höhere Honorare zahlten. So war ich durch diese Arbeiten zwar nicht wohlhabend geworden, aber meine bisher doch bescheidenen Verhältnisse hatten doch eine spürbare Aufbesserung erhalten. Später kamen dann noch Märchen als Textsorte hinzu, die ich Anfang 1995 überarbeitete. Vielleicht findet sich ein Verlag."
Im erhalten gebliebenen Briefwechsel riet Golo Mann dem jungen Autoren, sich zur Veröffentlichung seiner Geschichten an eine Spezialistin auf diesem Gebiet zu wenden: "Wegen Ihres Kinderbuches. Ich schlage Ihnen vor das Manuskript zu schicken an Mrs. Yella Lepman, Internationale Jugendbibliothek, München, Kaulbachstr. 11a. Mit einem kleinen Brief, in welchem Sie sich auf mich berufen. Ich schreibe der Donna in diesem Sinn. Sie hat keinen Verlag, ist aber der Spezialist in Jugendbüchern, und ihre Stimme gilt bei den einschlägigen Verlagen etwas; wenn sie das Skript gelesen hat oder hat lesen lassen, so könnte sie Ihnen sicher Rat und, wenn sie d’accord ist, Empfehlung geben." (Brief an den Autoren vom 17. Juni 1956). Aus welchen Gründen dieser Vorschlag Golo Manns von Joachim Schiller nicht aufgegriffen wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. So vergingen fast 50 Jahre bis zur Veröffentlichung des Buches. Herausgeber ist der Sohn des Autoren, der mit den Geschichten seit seinen eigenen Kindertagen groß geworden ist.
In Finsterwalde wurde das Buch im Oktober im Rahmen einer ungewöhnlichen Lesung im Kreismuseum vorgestellt. Einige bekannte Bürger der Stadt, darunter Bürgermeister Johannes Wohmann und Karin Melzer, lasen Auszüge aus jeweils einem von ihnen ausgewählten Märchen vor. Dies geschah zum Vergnügen der zahlreichen Besucher mit einer großen Begeisterung der Beteiligten. Zusätzlich wurden die Original-Illustrationen von Harry Schönberg gezeigt.
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